Ich schaue in den Spiegel, ziehe Lippenstift, öffne den Mund um zu schauen, ob Lippenstift an meinen Zähnen ist. Meine Zähne sind mehr als schief. Erinnerung: Anfang 2000, mein erstes Erstgepräch bei einer Psychologin. Nachdem ich von meinen Panikattacken und meinen Ängsten, meine Nöte im Umgang mit meinen Kindern erzählte, stellte sie mir folgenden Frage: „Haben sich ihre Eltern insgesamt so schlecht um sie gekümmert wie um ihre Zähne?“ Da war ich 31 Jahre alt und war entsetzt, ging nie wieder dorthin. Ja, die Beziehung war nicht leicht, so meine Gedanken, aber das war ja wohl die Höhe. Mit 31 Jahren war ich noch so gefangen in dem, was meine Eltern mich Glauben machten, für alles Verhalten gab es Erklärungen, Entschuldigungen….
Bei meinem zweiten Erstgespräch in einer privaten Frauenberatungsstelle sagte die Psychologin dort: „Nun, wenn sie mögen, werde ich für einige Zeit ihre Mutter sein“. Ich hatte das zwar nicht verstanden, fand das aber für mich passend, weil ich so erschöpft war, so verzweifelt und hilflos in meinem Lebenskarussel, dass ich dankbar auf beinahe jeden Arm geklettert wäre, der mich gehalten hätte. Was sie damit meinte habe ich erst in den folgenden Jahren verstanden. Dass all meine Zustände, körperlich wie emotional mit der Beziehung zu meiner Mutter zusammen hängen könnten, dass die, die mir am nächsten ist all das in mir so angelegt hatte zu glauben, brauchte einige Zeit.
Das Aufwachsen mit einer narzisstischen Mutter, der ständige Druck, das Hab-acht-system, welches eine dann vlt. entwickelt hat, die emotionalen Achterbahnen, all das hat unser System überfordert. Immer auf Gefahr aus, Lesen…wie ist die Stimmung, was erwartet sie von mir, wie kann ich ihre Gunst gewinnen….ihre Ausbrüche. All das hat unser Nervensystem dermaßen gestresst, dass es irgendwann den Nothebel zieht und Symptome zeigt.
Diese können u.a. folgende sein: Panikattacken, Angststörungen, Überforderung im Alltag, emotionale Dysbalancen im Umgang mit den eigenen Kindern und Partner(in) und noch viel mehr.